„Philosophie
der Identität“
Das digitale Zeitalter eröffnet neue Möglichkeiten medialer
Selbstverwirklichung, birgt aber auch Gefahren für die eigene Identität. Eine
Besinnung auf das Wesen unserer Identität scheint hilfreich, um gegenwärtigen
Herausforderungen wie z. B. Cypermobbing in sozialen Netzwerken, manipulativer
Desinformation oder KI-gesteuerter Fremdbestimmung begegnen zu können.
Richtungsweisend für die Frage nach der Identität in ihrer logischen,
ontologischen und existentiellen Dimension ist die Metaphysik Rudolph Berlingers
und Wiebke Schraders. Sie begreifen den Menschen als endlichen Grund von Welt
und Inbegriff von Identität in Zeit. In Zeit muss er sich als der Andere seiner
selbst entgegensetzen, um sich selbst zu erkennen. Dass er sich aber zu sich wie
zu einem Du verhalten kann, setzt ein vorgängiges, sich durchhaltendes
Identitätsprinzip voraus. Auf dieses Prinzip weist jede logische Identifikation
zurück. In der existentiellen Dimension gewährleistet es, dass der Mensch durch
Wandel und Veränderung hindurch mit sich identisch bleibt und sich unter
geschichtlichen Bedingungen als Individuum zur Person hervorgestalten kann.
Im Vergleich dieses Ansatzes mit anderen Identitätskonzepten wollen wir
Kriterien ermitteln, wie die Ausgestaltung personaler Identität unter
gegenwärtigen Bedingungen gelingen kann und gegen mögliche Anfechtungen zu
schützen ist, damit wir nicht zum Spielball unserer eigenen Hervorbringungen
werden.